Wintersun
The Forest Seasons (2017)
Symphonic Melodic Death Metal
Note: 8.0
 
Spielzeit: 54:00
 
Tracklist: 
 
01. Awaken From The Dark Slumber (Spring)
02. The Forest That Weeps (Summer)
03. Eternal Darkness (Autumn)
04. Loneliness (Winter)
 
Ewig scheint es her zu sein, dass Jari Mäenpää bei ENSIFERUM die Segel gestrichen hat. Längst hat er sich mit seinem Projekt WINTERSUN etabliert -gewissermaßen benötigte er dafür lediglich ein einziges Album - und nach dem Debüt, welches 2004 in der Szene einschlug wie die berüchtigte Bombe, hieß es erstmal warten. Und dann noch mehr warten. Und darauf noch ein wenig mehr. Als wir aus dem Warten gar nicht mehr herauszukommen schienen, gab es 2012 dann die Erlösung! Der Nachfolger "Time" erblickte endlich das Dunkel der Welt. Auch wenn viele sich selbst heute noch darum streiten, ob dieses Album ein würdiger Nachfolger für das geradezu makellose Erstwerk darstellt, so gab es immerhin neues Material von WINTERSUN zu hören. Diesmal hat es sogar nur geschlagene fünf Jahre gedauert, da sehen wir auch schon das nächste Folgealbum "The Forest Seasons". Konnte man "Time" noch irgendwie als Bandprojekt bezeichnen, so ist "The Forest Seasons" nun quasi von Jari im Alleingang entstanden. Anstelle der Drums von Kai Hahto wurden sämtliche Drums programmiert und obgleich sich mit Teemu Mäntysaari und Jukka Koskinen zwei vertraute Namen auf dem neuen Album wiederfinden, so haben diese lediglich Vocals beigesteuert und eben nicht mehr den Bass bedient (Jukka) oder Gitarre gespielt (Teemu). All das ruht nun auf den Schultern des Masterminds. Ebenso wie natürlich Mix, Mastering, Produktion und der ganze Firlefanz drumherum. Einzig das Coverartwork stammt aus der Feder von Gyula Havancsák (ÁRNYAK, BORNHOLM, MÁGUS, SIN OF KAIN, VALE OF TEARS, WAMERU).
 
Musikalisch sind sich WINTERSUN weitestgehend treu geblieben, allerdings strotzt "The Forest Seasons", wie der Titel schon vermuten lässt, nur so vor Symphonik. Geboten werden vier Songs (einen für jede Jahreszeit) und wie es bei "Time" bereits angedeutet wurde, haben diese Tracks hier natürlich heftigst Überlänge. Der Opener 'Awaken From The Dark Slumber (Spring)' kratzt sogar gefährlich dicht an der 15-Minuten-Marke und ist in zwei Teile ('The Dark Slumber', 'The Awakening') aufgeteilt. Die verspielten, leicht progressiven jedoch nie überfordernden Gitarrenläufe, dazu Jaris Gekeife und vereinzelt auch mal ein paar Clean-Vocals, wenn die Stimmung es erfordert. Für 'The Forest That Weeps (Summer)' hat sich Jari direkt ein ganzes Batallion an Gastsängern (14 an der Zahl plus natürlich Jukka und Teemu) ins Studio bestellt und das versprach vorher schon Bombast und Epik. So kam es dann auch. Die düstere Herbstschwere hat Jari mit 'Eternal Darkness (Autumn)' recht prima eingefangen und ist bisher die progressivste und zugleich härteste Nummer auf dem neuen Output. Hier musste die Schere gleich vier Mal angesetzt werden, was in den Teilen 'Haunting Darkness', 'The Call Of The Dark Dream', 'Beyond The Infinite Universe' und letztendlich 'Death' gipfelt. Der Track endet allerdings so dermaßen abrupt, dass man als Hörer das Gefühl bekommt, dass da irgendwas fehlt. Wie eine CD, bei der man mitten in einem Song auf Stopp drückt. Auf der anderen Seite weckt einen das jedoch auch wieder aus der andächtigen Lethargie und der Fokus liegt damit sofort auf 'Loneliness (Winter)', dem finalen und, wie ich finde, besten Song auf "The Forest Seasons". Langsam und erdrückend walzt sich die Nummer voran, verlässt jedoch niemals die essentiellen Melodien und auch die clean gesungenen Passagen sind meines Erachtens nach auf Top-Niveau. Ein schöner Abschluss für ein nicht perfektes, aber doch gutes Album aus dem Hause WINTERSUN.