Seven Kingdoms
The Fire Is Mine (2012)
Powermetal
Note: 9.0


Na sowas. Da sucht man sich nichtsahnend eine female-fronted Powermetal-Band aus der Flut der Veröffentlichungen heraus, rechnet aber mit nichts Besonderen. Machen ja viele und die meisten davon sind echt ok, aber eben keine Sensation. Ganz anders bei SEVEN KINGDOMS aus Florida/USA und ihrem Album "The Fire Is Mine". Aber ich greife vor. Beginnen wir mit den Kritikpunkten, damit der Rest des Reviews ungehindert in eine Jubelarie münden kann, ok?

Bei dem reichlich unspektakulären, aber dennoch atmosphärischen Intro 'Beyond The Wall' deutet noch nichts auf die Klasse dieses Albums hin. 'A Dept Paid In Steel', die Spoken-Word-Einlage, ist zwar weit von 'Warriors Prayer'-Regionen entfernt, allerdings genauso verzichtbar wie besagte MANOWAR-Märchenstunde. Sabrina Valentine, Frontfrau von SEVEN KINGDOMS macht ihre Sache durchaus sehr gut, lässt aber den letzten Funken Göttlichkeit vermissen, um aus jedem Song einen unsterblichen Knaller werden zu lassen. Hinzu kommt die Morrisound-Produktion, von der ich ein wenig enttäuscht bin. Grundsätzlich sind die Songs schön transparent produziert worden, Drums und Leads sind jederzeit sehr präsent und auch der Bass ist deutlich zu vernehmen. Die Rhythm-Guitar geht im Geschehen aber leider ganz schön unter. Besonders wenn Sabrina mit ihrem Gesang einsetzt. Hier hätte noch nachjustiert werden sollen, denn eine fettere Gitarrenspur würde "The Fire Is Mine" die Durchschlagskraft verleihen, die es wahrlich verdient hätte. Doch genug der Befleckung, jetzt wird gelobt!

Direkt mit dem (Quasi-)Opener 'After The Fall' können die Powermetaller auf ganzer Linie punkten. Ein herrlich epischer Song mit tollen Hooklines und Backingchören, so dass man meinen könnte, die legendären VIXEN hätten wieder zu alter Stärke zurück gefunden. Dazu kommen Gitarrensoli, bei denen ich das Fressbrett nicht mehr zu bekomme! Ein Song, der ohne Mühe die Höchstnote einfahren kann. Genauso ergeht es mir (ausgerechnet) mit der Ballade 'Kardia', bei der Sabrina Valentines Gesangsperfomance mit derart viel Gefühl dargeboten ist, dass einem schier eine Gänsehaut über den Rücken läuft. Der schöne Cleansound tut sein Übriges, um dem Hörer einen tollen Moment der Ruhe zu bescheren. Genau im richtigen Moment und wie aus dem Nichts haut die Gitarrenfraktion auf das Distortionpedal und ich bin einmal mehr einem O(h)rgasmus nahe. Das nenne ich eine Power-Ballade, liebe Leser! Als weiteres Highlight sind auf dieser Scheibe so ziemlich alle Solis zu betrachten. Hier sind 'Flame Of Olympus', bei dem die Läufe selbst HELLOWEEN zur Ehre gereichen würden, das schnelle 'Fragile Minds Collapse' und nicht zuletzt der Speeder 'Forever Brave' besonders hervorzuheben. Auch im Midtempobereich macht den Amis so schnell keiner was vor, wie das galoppierende 'Symphony Of Stars' oder der Rausschmeißer 'The King In The North' eindrucksvoll verdeutlichen. Letztgenannter watet sogar passagenweise mit Riffs auf, bei denen selbst ein Jon Schaffer (ICED EARTH) ein Tränchen der Rührung verdrücken dürfte. Der Song vermag es aber auch, den Zuhörer mit ruhigen Passagen zu fesseln, in denen die Frontfrau so richtig schön dahinschmachtet. Absolute Klasse! Auch Sabrinas Stimmumfang ist nicht von schlechten Eltern und reicht vom druckvollen Powerrock bis hin zum Sopran ('In The Twisted Twilight'). Der Titelsong bedient dann vermehrt die Doublebass-Fraktion, und das obwohl der Mittelteil fast poppig daher kommt und über einige Riffs sogar cleane Einsprengsel verstreut wurden.

Beim Hören dachte ich noch bei mir, dass SEVEN KINGDOMS die amerikanische Antwort auf BLIND GUARDIAN sein könnten. Dem Infosheet war dann zu entnehmen, dass eben diese sich die Band aus Florida als Opener für ihre 2010er Nord-Amerika-Tour auserkoren hatten. Nachtigall, ick hör dir trapsen! Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn diese Band nicht auch anderswo wie die berüchtigte Bombe einschlagen würde. SEVEN KINGDOMS verbinden Old School-lastiges Gitarrenspiel mit der Verträumtheit diverser Symphonic Metal-Bands. Nur ohne vor Fett triefendem Kitsch. Musik irgendwo zwischen IRON MAIDEN, THIN LIZZY und EDENBRIDGE. Wer mit diesem Album nichts anfangen kann, dem feht ein sehr wichtiges Gen: das "einfach mal zu schöner Mucke abge(h)n". Ich habe fertig!


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