Running Wild
Resilient (2013)
Heavy Metal
Note: 7.5

Spielzeit: 01:00:10

Tracklist:

01. Soldiers Of Fortune
02. Resilient         
03. Adventure Highway      
04. The Drift         
05. Desert Rose         
06. Fireheart         
07. Run Riot      
08. Down To The Wire     
09. Crystal Gold     
10. Bloody Island         
11. Payola & Shenanigans
12. Premonition


Wer RUNNING WILD nach dem für eine nicht geringe Anzahl an Fans unsäglichen "Shadowmaker" abgeschrieben hat, wird auch für "Resilient" nur ein müdes Lächeln übrig haben. Geändert hat sich schließlich am Setting nichts. Rolf Kasparek und Peter Jordan haben die Songs, wie auch schon beim Vorgänger, im Alleingang ausgetüftelt und auch der Drumcomputer tuckert weiterhin unbeirrt vor sich hin.

Eröffnet wird "Resilient" mit 'Soldiers Of Fortune', welches von ein paar Leuten ganz schön abgefeiert wurde. Das verstehe ich jetzt nicht wirklich, ist es doch nur dröger Standard, der noch nicht mal 'Piece Of The Action' das Wasser reichen kann... Von den Hits der Vergangenheit wollen wir hier gar nicht reden. Der folgende Titeltrack 'Resilient' schockt mich jedoch umso mehr! Weit entfernt vom Mittelmaß und das ist eine Parodie auf die Chipmonks der übelsten Sorte! Himmel nochmal, kann Rolf mal einer die extra Gesangsspuren löschen? Wenn man einem Jason Newsted  bei "...And Justice For All" ungestraft den Saft abdrehen kann, dann muss das doch hier auch möglich sein, bevor Rolf sein Schaffen gänzlich zerstört!? 'Adventure Highway' hat leider auch nichts ansatzweise Spannendes zu bieten und darf als Filler gerne mal geskippt werden. Na, was ist denn jetzt kaputt? Sind RUNNING WILD wirklich dabei, sich selbst zu demontieren? Zum Glück nicht, denn mit 'The Drift' und dem hymnenhaften 'Desert Rose' hat man sich wieder wirklich Mühe gegeben. Fans der ersten Stunde werden selbstredend trotzdem das Gesicht verziehen und die starke Phase wird bei RUNNING WILD auch nicht mehr wiederkehren, wie der 2015er Autritt beim Wacken Open Air recht deutlich gemacht hat. Man wiederholt sich langsam immer mehr und die Luft ist ganz schön raus. Ein 'Fireheart' beispielsweise klingt schon von Beginn an wie hunderte Male gehört, tut glücklicherweise aber auch nicht weh. Da macht die Bikernummer 'Run Riot' doch gleich um einiges mehr Spass. Wenn man das etwas gefällige und leider auch fast wieder verzichtbare 'Down To The Wire' hinter sich gebracht hat, wird man mit 'Crystal Gold' belohnt, welcher nicht nur super ins Ohr geht, sondern sich zudem mit einem Thema beschäftigt, welches aktueller nicht sein könnte. Die Rede ist natürlich von Ressourcenkontrolle, der Privatisierung von Trinkwasser und all den Affen in ihren Anzügen die ernsthaft glauben, dass die Menschen das auf lange Sicht schlucken werden. Im Untergrund brodelt es jedoch nicht erst seit gestern und  es ist nur eine Frage der Zeit, bis das Pulverfass hochgehen wird.

Man mag es kaum für möglich gehalten haben, doch RUNNING WILD schütteln sich dann doch noch einen neuen (!) Klassiker aus dem Ärmel. Mit 'Bloody Island' wird wieder voller Stolz die Piratenflagge gehisst und man macht hier eindeutig eine bessere Figur, als das 2012 noch mit dem stumpfen 'Riding On The Tide' der Fall war. Hinzu kommt, dass der Track mit fast zehn Minuten mal wieder ein echter Brecher geworden und summa summarum derart eingängig ist, dass ich fast niederknien möchte. Die beiden Bonustracks im Anschluss verleiden mir das aber dann doch, denn mit 'Payola & Shenanigans' und 'Premonition' verfällt man wieder in genau die Muster zurück, wegen denen ich am Anfang so vor mich hingemeckert habe. Sehr schade...

Unterm Strich nehmen sich "Shadowmaker" und "Resilient" also nicht viel. Letzteres ist lediglich eine auffälligere Berg und Tal-Fahrt, bei der tolle Hooklines oft neben uninspiriertes Gedudel gestellt wurden. Es wird einfach Zeit, dass RUNNING WILD wieder eine richtige Band mit richtigen Musikern werden, die sich auf richtigen Konzerten wieder ihre Routine erarbeiten, anstatt sich mit gerade mal einem Festivalauftritt pro Veröffentlichung feiern zu lassen.