Nile
In Their Darkened Shrines (2002)
Technical Death Metal
Note: 10.0

 

Spielzeit: 58:59

 
Tracklist: 
 
01. The Blessed Dead
02. Execration Text
03. Sarcophagus
04. Kheftiu Asar Butchiu
05. Unas Slayer Of The Gods
06. Churning The Maelstrom
07. I Whisper In The Ear Of The Dead
08. Wind Of Horus
09. In Their Darkened Shrines: I. Hall Of Saurian Entombment
10. In Their Darkened Shrines: II. Invocation To Seditious Heresy
11. In Their Darkened Shrines: III. Destruction Of The Temple Of The Enemies Of Ra
12. In Their Darkened Shrines: IV. Ruins

 

Hier begann sie also, die Reise in den eigenen Death Metal Olymp der Band aus South Carolina, USA. Allein schon mit dem Vorgänger "Black Seeds Of Vengeance" hat man sich unsterblich gemacht und einen Szene–Klassiker erschaffen. Diesen galt es nun, beim dritten Album zu toppen. Und das haben NILE geschafft. "In Their Darkened Shrines" mag vielleicht etwas an Geschwindigkeit im Vergleich zum Vorgänger eingebüsst haben, doch dafür haben die Jungs um Mastermind Karl Sanders ein Monument tiefgestimmter Tonkunst entwickelt, dass Seinesgleichen sucht.
 
Immer wieder werden harsche Bang – Parts neben epische oder virtuose Solos gestellt, mehrstimmig (!!!) gegrowlt (wobei einer tiefer als der andere tönt!) und NILE gehören auch zu den wenigen Bands, die ohne Bedenken Samples auf ihren Alben verwenden dürfen, ohne dass ihre Fans es ihnen übel nehmen. Ganz im Gegenteil! Durch den Ägyptenbezug fügen diese sich nahtlos in das Bandkonzept ein und bilden somit eine einzigartige Mischung im kaum zu überblickenden Death Metal–Kosmos. Es gibt keine Band, die wie NILE klingt! Dazu gibt es auf diesem Album folkloristische Instrumente und sogar Blasinstrumente zu hören, mit denen einen die Band nahezu in Filmmusik–Sphären katapultiert!!!
 
Anspieltipps heraus zu picken erscheint mir angesichts der Hitdichte des gesamten Albums nicht sehr ratsam. Aber ich will es dennoch versuchen. Zu 'Sarcophagus' (wie auch zu 'Execration Text') hat die Band ja sogar ein Video gedreht, weswegen es mir auf Anhieb in den Sinn kommt. Aber nicht nur deswegen. Macht man sich die Mühe, den Text mitzulesen, wird man sofort ein eine andere Welt entführt und so mancher (Grusel)Film der Vergangenheit läuft vor einem ab. Als nächstes wäre 'Unas Slayer Of The Gods', ein fast 12 Minuten langen Monolith ein gutes Aushängeschild der Band, da er alle Trademarks in sich vereint, der die Musik von NILE so besonders macht. Mein persönlicher Favorit auf dieser Scheibe ist allerdings 'In Their Darkened Shrines – Part II / Invocation To Seditious Heresy'. Der Titelsong, der übrigens mal wieder von H.P. Lovecraft inspiriert wurde, wurde sogar auf 4 Teile aufgesplittet, wobei die Parts I und IV Instrumental–Stücke darstellen (obwohl es dazu Lyrics gibt!!!). Part II besticht aber vor allem durch seine extrem epische Melodieführung zum Ende des Songs hin und bleibt sofort hängen, was nicht viele NILE–Songs schaffen, da diese technisch derart ausgefeilt sind, dass man sie in der Tat mehrmals hören MUSS, um die ganze Tragweite ihrer Kompositionen zu erfassen. Damit ist in diesem Falle nicht "schönhören" gemeint. Das Material ist einfach so komplex, dass man auch nach mehrmaligem Hören immer noch kleine Details entdecken kann, die einem vorher gar nicht aufgefallen sind. Keinerlei Kritik? Hmm… ja doch! Der Spoken–Part von 'I Whisper In The Ear Of The Dead' ist eindeutig zu lang und zu unspektakulär ausgefallen und vorhin angesprochener Part I des Titelsongs stellt lediglich ein gutes Intro für das vierteilige Gesamtwerk dar, ist aber als Einzelstück an sich eine eher etwas seltsame Wahl.
 
Wer jetzt noch ein wenig Interesse an einer kleinen Einführung in die ägyptische Symbolik hat, möge bitte weiterlesen, alle anderen dürfen den folgenden Absatz auch gerne überspringen...
 
Noch ein Wort zum CD Cover. Das Frontbild kommt gänzlich ohne Logo und CD Titel aus, sondern zeigt lediglich das Ankh (ägyptisches Symbol des Lebens), das mit eine Schlange (das Symbol der Weisheit und der Erneuerung) verschmolzen scheint. Im Kopf des Ankh ist eine kleine Figur zu sehen, die eine Sonnenscheibe über dem Kopf trägt. Anhand der Lyrics vermute ich mal, dass es sich um den Sonnengott Ra (oder auch Re genannt) handeln dürfte, auch wenn dieser Gott nicht der einzige war, der selbige trug (ich denke da vor allem an Horus). Mittig in das Ankh wurde auch noch eine art Zepter, einen Stab mit dem Kopf des Anubis (Gott des Todes, der Sterbenden aber auch des Lebens und der Erneuerung, da er über diese Dinge zu entscheiden hatte) eingelassen. Allein mit dieser Symbolik könnte man Ägyptologen wohl für Stunden zum Fachsimpeln bringen. Im Hintergrund sind Hieroglyphen und Reliefs zu sehen, deren Deutung mein Wissen dann doch ein wenig übersteigt. Es zeigt zwei schlangenartige Wesen auf Löwenkörpern, die sich offensichtlich im Kampf befinden. Jedes dieser Geschöpfe wird jedoch von je einem Menschen an einer Leine geführt. Da sich die Menschen aber gleichzeitig vor den Wesen verbeugen, liegt der Schluss nahe, dass es sich um das Anbeten eines Gottes handeln könnte, den sie zu lenken wünschen... Was gegen diese Theorie sprechen würde ist die Tatsache, dass sie die Wesen direkt anblicken, anstatt ihren Blick demütig zu senken. Somit könnte es auch eine Darstellung einer Art "Hahnenkampf" mit mythologischen Wesen sein, die derartige Kräfte in sich tragen, dass es die Menschen in die Knie zwingt und Macht mit ihnen einher geht...
 
Im CD Cover sind übrigens nicht nur sämtliche Texte abgedruckt, sondern auch zu jedem Song eine Erklärung, um was es genau geht. Wer das Original besitzt, kann dann auch gleich mal seine Ägyptologie–Kenntnisse einsetzten, um das ellenlange Falt–Booklet wieder korrekt zusammen zu setzen. Keine leichte Aufgabe, aber das erwartet man von NILE auch nicht. Erst Recht nicht musikalisch. Anfangs sprach ich noch von einer Reise und ihr habt euch sicher gefragt zu welchem Punkt hin. So verinnerlicht folgenden Spruch: there is Death Metal and there is... NILE!!!! Mit anderen Worten: über jeden Zweifel erhaben. Höret und glaubt!