Kambrium
Dark Reveries (2013)
Symphonic Death Metal
Note: 8.5

Spielzeit: 56:22

Tracklist:

01. Dark Reveries
02. Taken By The Storm
03. Scepter Of The Serpent
04. Spellbound By A Nightmare
05. Dark Lights
06. Beastly Hybrids
07. Lake Gloom
08. The Distant Shore
09. Frost Reflection
10. Opus Aeternus


Leute, wir müssen reden! Soeben liegt mir die zweite KAMBRIUM vor. "Dark Reveries", so der Titel des Zweitwerks der Helmstedter Band, vermengt etliche Stilrichtungen in ihrem Sound. Klassifizierung: Epic Symphonic Melodic Power Death Black mit teils klassischem, teils progressivem Anspruch... Ja hört mir doch bitte auf! Irgendwo muss man sich auch hinstellen können und sagen: Wir spielen Symphonic Powermetal, verstecken ihn aber weitgehendst unter Melodic Death Metal. Bitte was? Na, wir klingen so ähnlich wie ETERNAL TEARS OF SORROW. Aber die sind doch Dark Metal! Ähh, egal!

Ihr seht, wohin das alles führt? Es lenkt von einem verdammt guten Album ab. So viel sage ich euch. Wenn man sich am Orchester aus der Konserve nicht stören mag, sind KAMBRIUM nämlich in der Tat genau das Richtige für die ETOS-Zielgruppe. Ich will gar nicht bestreiten, dass vor allem die Spoken Word-Passagen zu gewöhnlich klingen, und dass auch bei einem Großteil der Lyrics die Faszination aufgrund von "reim' dich, oder ich fress dich"-Mentalität mit sich hinfort nimmt. Dies ist aber nur ein kleiner Makel an "Dark Reveries". Songwriterisch ist die Truppe ein Ohrenschmaus und wird, voraus gesetzt, es werden noch ein paar ernsthafte Englisch-Unterrichtsstunden eingeschoben, noch einiges in der Szene reißen können. Das Melodieverständnis sowie die Umsetzung der Kompositionen nötigt einem Respekt ab, und ist man als Hörer bereit, sich auf "Dark Reveries" einzulassen, wird man von manchen Songs schier mitgerissen.

Dies beginnt schon nach dem Intro mit 'Taken By The Storm' und 'Scepter Of The Serpent', die einen ersten Eindruck davon demonstrieren, wie viel Liebe zum Detail die Musiker in "Dark Reveries" aufgewendet haben. 'Dark Lights' fährt dann auch alsbald den ersten Gastsänger mit Thomas Winkler (GLORYHAMMER / ex-EMERALD) auf. Die Band pendelt geschickt durch die verschiedenen Stilistiken und die Death Metal-Seite im Kern des Bandsounds muss man wirklich über den grünen Klee loben. Beim Powermetal kommt man aus dem leicht fortgeschrittenen Amateur-Stadium leider noch nicht so recht heraus, aber das kann sich schon mit dem nächsten Album der Jungs ändern. Das Potential sehe ich auf jeden Fall.

Bis es soweit ist, kann man sich aber noch ein wenig mehr mit diesem Album hier beschäftigen, denn auch Amanda Somerville (den meisten von euch sicher bekannt durch ihre Arbeit mit AVANTASIA) hat beim Track 'Lake Gloom' Gastvocals beigesteuert. Immer wieder erfreulich, wie gefühlvoll diese Stimme ist. Im Kontrast dazu die kellertiefen Growls von Bassist Martin Simon, bei denen der Gute einen Traumjob abgeliefert hat. Ihr merkt schon, auf diesem Album ist so einiges los. Den Klopper haben sich die Emporkömmlinge Deutschlands für den Schluss aufgehoben: 'Opus Aeternus'. Mit diesem Epos, welches KAMBRIUM in drei Teile gesplittet haben, bieten die Jungs auch einer der Szene noch unbekannten Sängerin Namens Melanie Mau die Chance, sich am Mikrofon zu beweisen. Und das Unterfangen glückt. Melanie bereichert den Track tatsächlich, auch wenn die Gute an der ein oder anderen Stelle noch etwas wacklig klingt. Geschenkt!

Fast bedauerlich, dass einem zum Ende hin nochmal die Spoken Word-Passagen begegnen, denn, da will ich ehrlich bleiben: andere Stimme und besseres Englisch wären hilfreich. Empfehlen kann ich euch die neue KAMBRIUM aber auf jeden Fall. Was die Helmstedter hier auf "Dark Reveries" reißen, schaffen nicht viele Bands mal eben so weg. Ich freu mich auf das nächste Album, keine Frage!


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