Es hat eine gefühlte Ewigkeit gedauert, bis dieses Interview zwischen MAGNA MORTALIS und bleeding4metal.de zustande kommen konnte. Nun ist es aber soweit und wir lassen die Eindrücke, die Brüllwürfel Arne Lipke zum Besten zu geben bereit war, sogleich auf euch los. Ab die Post!
 

Hallo Arne! Danke, dass du uns diese Interviewgelegenheit gibst. Wie geht es dir derzeit?

Arne: Hallo, danke der Nachfrage. Die letzten Wochen waren beruflich etwas stressig, aber so langsam kommt wieder etwas Luft rein, deshalb hat es leider gedauert.

Ihr habt euch 2006 gegründet. War es schwer, in Hannover die passenden Mitstreiter für eine derart traditionell ausgerichtete Death Metal-Band wie MAGNA MORTALIS zu finden? Wie seid ihr als Band zusammengewachsen?

Arne: Das war relativ einfach, das Band-Line-Up stand eigentlich schon wenige Tage nach der Idee die Band zu gründen. Ralf (Gitarre) kannte Jens (Bass) schon ewig, der wiederum hatte vor Jahren schon mal mit Benny (Drums) Mucke gemacht und hat ihn dann rekrutiert. Bei der ersten Probe haben wir dann schon gemerkt, dass die Chemie stimmt. Henrik (Gitarre) haben wir später über seine Band DENY THE URGE kennengelernt. Er mochte unseren Kram, und so stieß er dann als unser Braunschweiger Botschafter nach der "Onward" dazu. Da wir alle so ziemlich den gleichen Humor haben und sich unsere Vorstellungen, wie MAGNA MORTALIS klingen sollte, decken, ging das mit dem Zusammenwachsen recht einfach. Ich muss auch nochmal dazu sagen, dass in Hannover zwar partymäßig nicht allzu viel los ist, jedoch gibt es eine Menge guter Musiker und Bands. Da ist Hannover mal wirklich besser als sein Ruf. Na ja, als Rheinländer im Exil kann ich mich ja mal aus dem Fenster lehnen, hahaha! Hier gibt es wirklich eine Menge Talente und sehr gute Bands. Leider fehlen Auftrittsmöglichkeiten für nicht ganz so große Acts.

Nach der selbstbetitelten Demo habt ihr euch 3 Jahre Zeit gelassen, euer Debütalbum "Onward" aufzunehmen und zu veröffentlichen. Mal ehrlich ... mechanische Heuschrecken?!?!? Ihr habt ein ausgeprägtes Endzeit-Faible, oder?

Arne: Hahaha, ja, ein kleines bisschen! Claudio von UNDERCROFT hat uns damals auf den Künstler, Jumali Katani, gebracht und als ich das Bild sah, musste ich gleich an den Song 'Onward' denken. Als Kind wollte ich auch immer den Star Wars AT-AT, hab ihn aber nie bekommen ... Als wir uns am Anfang zusammengesetzt und die Band geplant haben, war "Endzeit" neben "Pest" so mit das Hauptszenario, das wir im Kopf hatten, als es um Inhalte ging. Und so wurde unser erster Song, 'Radiative Benediction', auch gleich ein Endzeitsong. Das Demo haben wir ja damals recht flott, 3 Monate nach Bandgründung, in Eigenregie zusammengezimmert, um vor allem erstmal für ein paar Gigs "Klinken putzen" zu gehen. Ein paar Songs haben wir dann nochmal für ein paar Promos neu aufgenommen, bis wir uns letztendlich für eine Woche im Studio verschanzt haben, um alles mal komplett einzuzocken. Dann mussten erstmal wieder Gigs gespielt werden, um die Pressung klarzumachen. Ein Exemplar davon landete dann bei Mirko Marten, das dann wiederum bei Firefield Records landete. Klar, es wäre schon geiler gewesen, wenn das alles schneller gegangen wäre, aber wat willste machen, haha!

Das Debüt erschien noch in Eigenregie. Offenbar hat es gereicht, um bei einem Label (Firefield Records) unterzukommen. Wie wurden die auf euch aufmerksam? Oder habt ihr wie irre Klinken geputzt?

Arne: Da hatten wir schon Glück, der Mirko hat die "Onward" Schulle und Marc von Firefield Records empfohlen, die haben die sich mal angehört und unseren nächsten Gig angeguckt, und darauf hin "Onward" nochmal quasi "re-releast". Wir haben natürlich auch reichlich Promo-Pakete verschickt, aber bis da mal 'ne Resonanz kam, hatten wir das Ding schon draußen.

Was waren bisher die größten Schwierigkeiten, die ihr als Band zu überwinden hattet?

Arne: Als ein großer deutscher Vertrieb Insolvenz anmeldete, riss er damit viele kleine Labels, die mit ihm zusammen gearbeitet hatten, mit in den Abgrund. Firefield Records wurden dadurch auch handlungsunfähig und letztendes leider zur Aufgabe gezwungen. So standen wir wieder da wie 6 Jahre vorher, und "Diluvian" war bereits im Kasten und wollte releast werden. Sollten wir jetzt Promos machen und die Labelwelt bemustern, oder doch erstmal wieder alles in Eigenregie? Doch da kam zum Glück der Kernkraftritter auf seinem verstrahlten Ross dahergeritten. Unsere Kumpels von DIARY ABOUT MY NIGHTMARES haben bei ihm (Kernkraftritter Records) im Frühjahr ihre Scheibe "The Mean Hour" rausgebracht, und so kam der Kontakt zustande.

Euer neues Album "Diluvian" ist nun erschienen. Geiles Brett, übrigens! Lief rein wie Öl.

Arne: Yeah, danke! So war das auch geplant, hahaha! Aber du solltest dir das am besten mal live geben - kann ich nur empfehlen!

Was mich auf den ersten Blick stutzig gemacht hat, ist das Veröffentlichungsjahr. Sowohl auf der CD selbst als auch bei den Metal Archives prangt die Zahl 2014. Wie kann ich sie denn jetzt schon in der Hand halten (zum Zeitpunkt des Interviews hatten wir noch 2013, Anm. d. V.) und ihr auf Facebook behaupten, dass sie "out now" sei, hahaha?

Arne: Ja, wir sind schon Zauberer, hahaha! Eigentlich hätte sie ja schon vor Ewigkeiten erscheinen sollen! Nee, wir hatten mit Kay von Kernkraftritter Records den 18.01.2014 als Release-Datum festgelegt, und so ging das auch erstmal raus. Als Kay uns dann vorsorglich schon mal mit "frischer Ware" beliefert hat, und auch schon die ganzen mp3-Downloadgeschichten eingerichtet waren, haben wir uns gesagt: "Was soll die Warterei? Wir hauen das Teil jetzt raus! Hey, in 4 Wochen ist doch auch schon 2014, da machen wir uns doch mal ein vorzeitiges, ähm, "Weihnachtsgeschenk!", hahaha! Hinter uns hängt ja nun auch kein großer Business-Apparat oder so, da können wir das zum Glück dann einfach mal so machen, wie es uns passt.

Wenn ich mich näher mit euren Lyrics beschäftige, scheint der Death Metal für euch eher ein Ventil zu sein, intelligente Sozialkritik abzulassen, richtig? 'Capitalypse Now' und 'Bloodstained Ground' sind ja schon sehr eindeutig. Welche Botschaft habt ihr an die heutige Gesellschaft genau?

Arne: Hmmm, nee, das ist eigentlich genau anders herum, hahaha! Das Ventil um irgendetwas abzulassen ist bei uns definitiv primär die Musik! Aber die Texte sollten halt schon dazu passen. Und bei MAGNA MORTALIS geht es dann schon um reale Themen, beziehungsweise kleine kranke Geschichten, die das Leben so schreibt. Wir wollen primär auch keine Botschaften raushauen, sondern in erster Linie fette Mucke machen. Aber würde man z. B. aus den "Diluvian"-Texten ein Fazit ziehen, würde dies ungefähr "Seht, was für eine Scheiße um euch herum passiert" lauten. Bei meiner anderen Band MORIDIGAN ist das Textkonzept generell Horror und Fiktion, aber da steht auch ein anderes Gesamtkonzept dahinter. MAGNA-Texte beschreiben dann doch die real existierende Scheiße, global, um uns herum. Aber auch hier ist nicht jeder Text politisch bzw. sozialkritisch, Songs wie 'Catharsis' oder 'Dominion' zum Beispiel beschreiben eher subjektiv psychotische bzw. schizophrene Gedankengänge. Auch spinnen manche "Diluvian"-Texte den realen Ansatz etwas weiter, wie zum Beispiel 'Morphogenetic', das von Genversuchen an Menschen handelt, oder 'Diluvian', welches einen dann doch bisher fiktiven Weltuntergang beschreibt. Wenn Ralf die Songs komponiert, höre ich mir die Riffs an und versuche, mir passende Bilder vorzustellen. So nimmt dann die textliche Richtung Gestalt an. Es ist aber auch schon vorgekommen, dass vorher schon ein bestimmtes Thema feststeht.

Findest du, dass die Menschheit über kurz oder lang definitiv zum Scheitern verurteilt ist, oder kann man den Karren noch aus dem Dreck ziehen?

Arne: Zur Zeit sieht es schlecht aus, würde ich sagen, global entzünden sich immer mehr "Feuer", und es hat nicht den Anschein, als würde die Menschheit dem auch nur ansatzweise wirklich entgegenwirken wollen. Wie hieß es so schön in "Fight Club": "Du bist der singende und tanzende Abschaum der Welt." Solange sich zum Beispiel in Deutschland die Leute vor ihrem Mega-Flatscreen verdummen und ruhigstellen lassen, interessiert sie es ja gar nicht mehr, was "da draußen" wirklich passiert. Beispiele gibt es genug, gerade die letzten Wochen und Monate haben ja wieder Ungeheuerlichkeiten zu Tage gefördert - die aber anscheinend im Hirn des "Otto Normalverbrauchers" einfach verpuffen. Dazu kommt das typische Herdenverhalten, immer schön mit der Masse mit. Und so laufen wir wie die Lemminge weiterhin in den Abgrund. Und die relativ geringe Zahl an Menschen, die dem entgegenwirken wollen, wird ja auch sofort als "Verschwörungstheoretiker" und "Spinner", oder auch als "Chaoten" und "Terroristen" kriminalisiert. Bloß nicht aus der Reihe tanzen und ja nicht das Maul aufmachen. Viele gucken ja schon kaum noch Nachrichten, oder verstehen sie gar nicht erst. Das persönliche Interesse hört ja dann schon meistens schon "vor der Haustür" auf. So kann es ja nur bergab gehen. Erst wenn es zu spät ist, wird bei manchen ein Umdenken erfolgen - leider.

An dieser Stelle muss ich euch mal ein direktes Feedback zum Cover geben. Just bevor ich diese Zeilen in die Tastatur gehackt habe, hat sich einer eurer Würmer im Traum in meiner Schulter verbissen und ließ erst von mir ab, als ich sein Ende abriss und ein "Weiteressen" sinnlos für das Vieh war. Erstmal danke für den bleibenden Eindruck. Ich liebe es, wenn was "hängen" bleibt. Aber da der Traum eure Schuld ist, erklär mir bitte jetzt auch seine Bedeutung, hahaha!?

Arne: Hahahaha, sehr gut! Wir haben uns da mal der Techniken aus "Inception" bedient, virales Marketing im Unterbewusstsein, hahaha! Hättest du den armen Wurm nicht abgerissen, hättest du im Traum das ganze Album streamen können, hahaha! Geilerweise sprechen viele das Cover an, es scheint in seiner Harmlosigkeit so manchen doch unbewusst zu verstören - sehr gut, hahaha!

Wie sehen die weiteren Pläne für MAGNA MORTALIS aus? Was steht bei euch nun alles auf dem Zettel?

Arne: "Business" as usual, wir versuchen, möglichst viele Gigs zu spielen und arbeiten parallel an neuen Songs. Wer sich eine brachiale Death Metal-Combo auf die Bühne holen will, kann uns natürlich sehr gerne kontaktieren! Demnächst wird es auch noch ein kleines Release in Form einer EP oder Split geben, aber das ist noch geheim, hahaha!

Jetzt habe ich eine nette Aufgabe für dich. Stelle unseren Lesern bitte die ganze Band vor und erzähle von eurem Privatleben. Wie seid ihr aufgewachsen, mit Musik in Berührung gekommen, welche Jobs ermöglichen euch das Musizieren, usw.?

Arne: MAGNA MORTALIS besteht aus Ralf "Moppel" Dahle (Gitarre), Henrik Osterloh (Gitarre) (auch bei DENY THE URGE und HEADSHOT), Jens "Pisi" Piasecki (Bass), Benny Komatitsch (Drums) (auch bei NOVEMBER 13TH und CRITICAL MESS) und mir, Arne Lipke (Vocals) (auch bei MORIDIGAN). Wir arbeiten als Rennfahrer, Pornodarsteller, Mafiosi, Zauberer und Astronauten! Nee, im Ernst, da kann ich jetzt nicht wirklich für alle Bandmitglieder sprechen, da jeder von uns schon seinen individuellen Lebenslauf hat. Ich persönlich bin als Kind über AC/DC, die SCORPIONS (!), SURVIVOR (!!) und EUROPE (!!!) zu IRON MAIDEN und METALLICA gelangt und habe dann die übliche "Karriere" zu KREATOR, SLAYER, SODOM zum Death und Black Metal gemacht. Parallel dazu viel Punk und Hardcore. Mit 13 gab es dann die erste Gitarre, mit der ich mich durch meine ersten Combos geshreddet habe. Leider habe ich als Linkshänder auf einer Rechtshänderklampfe gelernt und musste irgendwann feststellen, dass meine rechte Hand am Limit war, so dass dann die anderen Gitarristen schneller waren und ich ans Mikro wechseln musste. Der schlechteste Instrumentalist muss singen, hahaha! Na ja, "singen" trifft es ja auch nicht wirklich, hahaha! Meine Brötchen verdiene ich als Projektleiter für visuelle Medien in einer Agentur für Rock und Metal.

Arne, ich danke dir für das Interview und wünsche dir und dem Rest der Band auch weiterhin viel Erfolg. Zeit für einige letzte Worte?

Arne: Vielen Dank für das Interview und eure Geduld!!! Danke an alle, die uns bisher unterstützt haben! Hört euch unseren Stuff an und kommt zu unseren Gigs, es lohnt sich! Und geht bitte wieder mehr auf Undergroundkonzerte, da verpasst ihr nämlich was - die wahren Perlen stecken oft noch in der Scheiße, hahaha!

 

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