Iron Maiden
From Fear To Eternity - The Best Of 1990-2010 (2011)
Heavy Metal
Note: 4.0

 

Spielzeit: 154:04
 
Tracklist: 
 
01. The Wicker Man
02. Holy Smoke
03. El Dorado
04. Paschendale
05. Different World
06. Man On The Edge (Live)
07. The Reincarnation Of Benjamin Breeg
08. Blood Brothers
09. Rainmaker
10. Sign Of The Cross (Live)
11. Brave New World
12. Fear Of The Dark (Live)
 
 
Es riecht nach Moder und Fäule, zwischen den einst so stolzen Falten tummeln sich noch ein paar nicht satt gefressene Insekten und aus den letzten Wunden tropft noch der letzte, ranzige Eiter… Nein, ich rede hier nicht von Eddie (auch wenn mir das CD-Cover echt gut gefällt), sondern von einer vor sich hin sterbenden Legende aus dem United Kingdom. Diese liefert hier den Gipfel der Unverschämtheit ab. Eine "Best of" mit Songs, bei denen grösstenteils die Würmer aus dem Sarg kriechen. Aber nicht um zu kotzen, sondern um bitter vor sich hin zu weinen. Als würden die letzten Studioalben (die mit den Anfangstagen kaum noch etwas zu tun haben) nicht schon schwer genug im Magen liegen, veröffentlicht man eine "Best of" nach der anderen, Live-Alben und exklusiven Special Editions (wenn die streng limitierten Teile vergriffen sind gibts ja noch die Neuauflage mit neuer Farbe des Inlays... sonst aber identisch) die darüber hinwegtäuschen sollen, dass im Hause MAIDEN so gar nichts mehr nach Glamour aussieht. Und das bei einer Legende unseres Genres.
 
Zum Glück finden sich auch noch ein paar Songs von "No Prayer For The Dying" und "Fear Of The Dark" auf den zwei Scheiben, die zwar jeder Fan eh schon in Album Form hat, aber so kommt wenigstens noch ein bisschen Nostalgie auf. Warum dies aber ausgerechnet in Form von dem damals schon merkwürdigen 'Holy Smoke' sein musste, bleibt wohl Maidens Geheimnis. Bin ich denn der Einzige, der 'Mother Russia' als das Highlight von "No Prayer For The Dying" empfindet??? 'Fear Of The Dark' (der Song) ist zwar auch vertreten, allerdings in einer Live–Version die, gelinde ausgedrückt, schon etliche Male in besserer Form live aufgenommen wurde und hier in diesem Fall selbst ihren Drive einbüssen musste. Zu langsam, zu lustlos, einfach ohne die Magie von früher.
 
Was auf dieser "Best of"-Compilation allerdings recht lustig ist, sind die Live–Versionen von den Blaze Bayley-Stücken (für die, denen er kein Begriff mehr sein sollte: das war der Sänger, der "The X Factor" und "Virtual XI" eingesungen hat und der so schlecht war, dass Bandleader Steve Harris lieber das Kriegsbeil mit Sänger Bruce Dickinson begrub, als diesen Mann noch länger zu beschäftigen...), die wahrlich Bände sprechen. Am besten ist dies bei 'The Sign Of The Cross' zu hören. Wo Blaze an die Grenzen seiner gesamten musikalisch–vokalistischen Verstellungskraft (und darüber hinaus) gehen musste trifft Bruce diese Töne, als könnte er vor Unterforderung auch gleich noch ein Buch auf der Bühne lesen und lässt seinen Vorgänger wie einen kleinen, dummen Jungen aus der letzten Reihe zuschauen. Allein diese Demonstration ist mir sogar tatsächlich den gesamten Kaufpreis wert gewesen!!! Fand ich es bei "Somewhere Back In Time" (das ist die "Best of", die die Songs der ersten Alben behandelt und mit der diese hier fortfahren will) noch schade, dass Frontmann Paul Di’Anno nicht zu hören war so bin ich jetzt heilfroh, dass Blaze hier auch nicht ans Mikro durfte, sondern alle Songs mit Bruce dargeboten werden. Wenigstens etwas Würde muss dann doch noch sein!
 
Natürlich sind MAIDEN zu keiner Zeit Stümper an ihren Instrumenten. Andere Bands würden dafür ihre Oma verscherbeln, wenn sie wenigstens auf dem Niveau der neuen Songs komponieren könnten, doch MAIDEN haben uns so oft gezeigt, wozu sie in der Lage sind, wenn sie denn wollen. Und so sind viele Songs einfach nur Zeugnisse einer guten Band, aber von der Qualität der ersten sieben Alben ist man mittlerweile einfach zu weit entfernt, als dass man jetzt noch beide Augen zudrücken könnte, nur weils halt MAIDEN sind. Es fehlt ein gewisser Martin Birch im Hintergrund, der die Jungs solange getriezt hat, bis allen die Galle hoch kam, aber das Ergebnis sprach deutlich für sich, während man heute die Songs ein paar Mal zusammen runterdudelt und sich der Produzent dann aus diesen Sessions das beste Material zusammen-"paisten" darf. Der wird das schon hinbekommen. Sorry, aber da kommt MIR die Galle hoch!
 
Ich gebe (wie immer) zu, dass ich mit MAIDEN ab "The X Factor" kaum noch was anfangen kann und es sei jedem Fan der neueren Songs selbstverständlich gestattet, auch diese abzufeiern, aber für meine Begriffe haben nur 4 Songs das Prädikat "Best of" verdient (ja, ich zähle 'Blood Brothers' dazu... ausnahmsweise... und 'The Nomad' wäre auch nicht schlecht gewesen...) und ich stelle mir vor, wem diese Veröffentlichung nutzen soll. Ein junger Teenager entdeckt den Metal für sich und hört überall, dass MAIDEN auf diesem Sektor einen gewaltigen Namen haben. Dieser Fragt dann seinen Vater, der mit dieser Musikrichtung nie was am Hut hatte "Papa, bringst du mir von denen mal was mit?". Der völlig überforderte Daddy steht im Supermarkt und sieht "Best of" und legt "From Fear To Eternity" in den Einkaufswagen. Der Sprössling hört sich das an und legt dann wieder seine BULLET FOR MY VALENTINE ein und ist kein Fan geworden. Weder der Vati noch der Zögling ist Schuld!!! Junge, du willst ne richtige "Best of"? Dann geh selber in den Laden, kauf die, auf der "The Number Of The Beast" draufsteht und wir sehen uns bald vor der Bühne, wenn MAIDEN die Zugaben spielen (also nachdem das aktuelle Album am Stück durchgespielt wurde) und ich feiere mit dir. Ich lass dich auch vor, damit du was siehst!