Helloween
Master Of The Rings (1994)
Power Metal + Heavy Metal
Note: 9.0
 
Spielzeit: 50:19
 
Tracklist: 
 
01. Irritation (Instrumental)
02. Sole Survivor
03. Where The Rain Grows
04. Why?
05. Mr. Ego (Take Me Down)
06. Perfect Gentleman
07. The Game Is On
08. Secret Alibi
09. Take Me Home
10. In The Middle Of A Heartbeat
11. Still We Go
 
Als der Vorgänger "Chameleon" 1993 leider mit tonnenweise Kritik überhäuft worden war, beschlossen HELLOWEEN, neue Wege zu beschreiten. Die Band trennte sich nicht nur von Sänger Michael Kiske, der laut HELLOWEEN maßgeblich am Misserfolg des Albums die Verantwortung tragen sollte (Kiske wollte seinen musikalischen Horizont erweitern und soll angeblich fast diktatorisch auf bestimmte Passagen auf "Chameleon" bestanden haben) und präsentierte nun Andi Deris als neuen Frontmann. Auch der 1995 verstorbene Ingo Schwichtenberg wurde von Uli Kusch an den Drums abgelöst und mit dieser personellen Umstrukturierung veröffentlichten die Hamburger Kürbisköpfe nur ein Jahr später "Master Of The Rings". 
 
Zur Einleitung gibt es ein komplettes Klassik-Stück (von wegen Horizont erweitern und so...), komponiert von Gitarrist Roland Grapow, wenn ich das noch richtig in Erinnerung habe. Doch dann legen HELLOWEEN mit Vollgas los. 'Sole Survivor' ist in der Tat ein Knaller vor dem Herrn und obwohl ich totaler Fan von Kiskes Stimme war und auch immer noch bin, kann ich diese immense Klasse von Deris nicht außer Acht lassen. 'Where The Rain Grows' wird zum gutgelaunten Singalong mit furiosen Highscreams zum Abschluss. Ja, Deris ist mit einer Explosion bei HELLOWEEN angekommen. Während 'Why?' sich im Midtempo aufhält, mich dabei aber jetzt auch nicht zu ungehaltenen Luftsprüngen animiert (gute Nummer, keine Frage...), halte ich mich lieber an dem endlos genialen Mr. Ego (Take Me Down)' auf. Ein Song, der mir eine Gänsehaut nach der anderen über den Rücken jagt und auch nach über 20 Jahren absolut nichts von seiner Magie verloren hat. Damals kontrovers aufgenommen, heute ein Klassiker. So könnte man den Werdegang von 'Perfect Gentleman' beschreiben. Dieser Track ist durchaus recht ungewöhnlich, vor allem für HELLOWEEN-Verhältnisse, doch der Song macht Spaß und nistet sich einprägsam im Ohr ein. Ein Ohrwurm erster Güte! Wo wir gerade bei Spaß waren... Wer erinnert sich noch an seinen ersten Game Boy mit Tetris als Grundausstattung? Wenn nicht, dann seid ihr sicher schon etwas zu jung. Damals (meine Güte, jetzt klinge ich auch schon wie ein alter Sack... wobei... figurmäßig betrachtet... könnte... PFUI, lassen wir das!) war das für uns noch ganz großes Kino und HELLOWEEN haben diesem kleinen Nintendo-Wunderkasten mit 'The Game Is On' ein Denkmal gesetzt. Inklusive der Tetris-Sounds und Verreck-Ton am Ende. Humor haben sie ja! Dann kommt er endlich, mein persönlicher Favorit auf "Master Of The Rings": 'Secret Alibi'! Ein Riff für die Ewigkeit, ich sags euch... Ich habe nicht den Hauch eines Schimmers, wie oft ich diesen Song in meinem Leben schon gehört habe. Aber jeder Durchlauf war es absolut wert. Bevor ich jetzt noch von O(h)rgasmen anfange, springen wir direkt weiter zu 'Take Me Home' mit seinem edlen Basslauf. Anfangs habe ich diesen Track immer etwas Stiefmütterlich behandelt. Doch über die Jahre ist mir auch dieser musikalische Erguss ziemlich ans Herz gewachsen. It's only Rock 'n' Roll, right? Die Ballade gibt es dann kurz vor Schluß noch mit 'In The Middle Of A Heartbeat' und hier ist es wirklich das erste Mal, dass ich einen Song auf dieser Scheibe für verzichtbar halte. Das Stück hat mich nie wirklich berühren können und auch wenn es nie ein wirklicher Skip-Kandidat war, so wurde 'In The Middle Of A Heartbeat' immer als uninteressante Beilage geduldet. Wie Gemüse, welches man von seinem saftigen Steak 'runter schiebt und an den Tellerrand verbannt. Nun ja... Zum krönenden Abschluss hauen uns HELLOWEEN mit 'Still We Go' noch einen letzten Knaller um die Ohren und lassen den Hörer mit der Gewissheit zurück, dass HELLOWEEN zum einen auch ohne Michael Kiske funktionieren können und davon abgesehen auch auf "Master Of The Rings" so manches Experiment bezüglich Horizonterweiterung untergebracht haben. Am Ende sagen sie es ja selbst: Feierabend. Besser als dieses Album war nur "Chameleon"!!!