Crematory
Antiserum (2014)
Gothic Metal + Industrial Metal
Note: 7.0

 

Spielzeit: 43:25
 
Tracklist: 
 
01. Apocalyptic Vision (Intro)
02. Until The End
03. Shadowmaker
04. If You Believe
05. Inside Your Eyes
06. Kommt Näher
07. Irony Of Fate
08. Virus
09. Back From The Dead
10. Welcome
11. Antiserum
 

Wow, dieses Jahr veröffentlichen CREMATORY mit "Antiserum" ihr mittlerweile zwölftes Studioalbum! Ihr Weg führte sie vom Neunziger-typischen bis kitschigen Gothic Metal in immer poppigere Gefilde. Nach dem Knaller 'Shadows Of Mine', welcher erstmals deutschsprachige Vocals aufwies (und bei vielen Fans einschlug wie die berühmte Bombe), folgten auch zwischendurch ganze Alben in der Muttersprache, da viele Anhänger gerne mehr davon hören wollten. Selbst vor komplett elektronisch gehaltenen Remixes wurde nicht halt gemacht und CREMATORYs Musik wurde im Laufe der Jahre immer "tanzbarer". Nachdem man sich irgendwo zwischen Gothic Metal und Industrial-Sounds eine eigene Nische geschaffen hatte, wurde auch die Band immer zwiespältiger von der Szene aufgenommen. Kritiker gab es jedoch schon von Beginn an und schien die Mannen (sowie die Dame) nur noch mehr anzuspornen, die Grenzen verschwimmen zu lassen, bzw. diese bewusst zu übertreten. Im Normalfall liebt oder hasst man CREMATORY. Und eines steht fest: Dies wird sich auch mit "Antiserum" nicht ändern!

Nach dem Intro 'Apocalyptic Vision' steigen die Musiker mit 'Until The End' sogleich ins Geschehen ein und der erste Eindruck ist gar nicht mal übel. Die Produktion drückt, Frontmann Felix bellt noch immer wie ein wütender Death Metal-Rottweiler, Keyboarderin Katrin sorgt nach wie vor für einen gefälligen Melodieanteil und die Gitarrenfraktion groovt sich durch die gewohnt im Midtempo gehaltenen Beats der Tracks. Hier liegt auch sicher schon der Nörgler auf der Lauer und brüllt: Techno-Mist!

Irgendwie muss ich dem mittlerweile fast zustimmen, obwohl ich seit vielen Jahren immer wieder eine Lanze für CREMATORY gebrochen habe. Die elektronischen Momente haben heuer ein fast gruseliges Ausmaß bei der deutschen Legende angenommen, was 'Kommt Näher', 'Virus' oder auch 'Welcome' mehr als deutlich aufzeigen. Ferner finden wir Hörer auch noch einige Beinahe-Ausfälle wie beispielsweise 'Back From The Dead' oder 'Shadowmaker' auf dem aktuellen Werk. Nicht, weil sie so furchtbar schlecht sind, sondern weil CREMATORY in der Vergangenheit einfach schon so viele bessere Stücke unters Volk gebracht haben. Und ja, auch in ihrer Industrial-Phase! Fans der ersten drei Alben werden ohnehin Panik in ihren Augen aufblitzen lassen und panisch nach dem Stop-Knopf grabbeln, denn mit dem Gothic Metal der Anfangstage hat das einfach kaum noch etwas zu tun. Doch auch Freunde jüngerer Veröffentlichungen werden ob der gehörten Tracks bestimmt immer wieder enttäuscht mit dem Kopf schütteln. Alles verzichtbarer Firlefanz? Mitnichten! Mit 'Irony Of Fate', 'Virus' (wird Live ein wahrer Brecher, versprochen!) oder auch dem Titelsong haben CREMATORY noch immer starkes Material im Gepäck, welches durchaus seine Berechtigung in den Metal-Diskotheken von heute haben sollte.

Wären wir hier beim Boxen, hätten CREMATORY allerdings einen eher unspektakulären Sieg nach Punkten errungen. Bei derart fähigen Musikern empfinde ich das als ziemlich traurig. Ich lehne mich als langjähriger Fan möglicherweise ein wenig weit aus dem Fenster, aber ich bin der Meinung, dass die Band entweder zu einer back-to-the-roots-Entscheidung kommen, oder aber sich wieder selbst völlig neu erfinden muss, um ihre Kunst auf lange Sicht auch für die Hörer interessant zu machen.


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