Ancillotti
Strike Back (2016)
Heavy Metal
Note: 4.0
 
Spielzeit: 47:39
 
Tracklist: 
 
01. Intro
02. To Hell With You
03. Immortal Idol
04. Fight
05. Firestarter
06. The Beast Is Rising
07. When Night Calls
08. Burn, Witch, Burn
09. Lonely Road
10. Life Is For Livin'
11. Never Too Late
12. The Hunter
 
Es ist schon eine Weile her, seit ich das Debüt von ANCILLOTTI bei mir auf dem Tisch hatte, um es zu reviewen. Ich habe die Zeilen gerade noch einmal lesen müssen, denn ehrlich gesagt hat mich "The Chain Goes On" nach dem Review-Job kein Stück weit mehr tangiert. Es gab nicht ein einziges Mal, in dem ich das Bedürfnis hatte, mir die Scheibe aufzulegen und so geriet sie nach und nach in Vergessenheit. Nun, zweieinhalb Jahre später, ist das Familienunternehmen aus Italien wieder da und ich dachte mir, dass das durchaus eine Zeitspanne ist, um sich kompositorisch so manches aus dem Ärmel zu schütteln und sich zu verbessern. Man soll ja immer zweite Chancen geben. Na gut, dann sehen wir mal, was es hier Neues gibt.
 
Ein grauenhaftes Oldie-Intro nimmt mir direkt in den ersten Sekunden schon wieder die Lust und auch das theatralische Auftauchen des vermeintlichen Metal-Kriegers, welcher einem erzählt, dass er jetzt da ist und alles gut wird macht mir eher noch mehr Angst, als dass es mich beruhigen würde. Als dann 'To Hell With You' ertönt, schlage ich unwillkürlich die Hände über dem Kopf zusammen. War die erste Scheibe etwa damals auch so grottig? Ich weiß es nicht mehr, aber das hier ist ja kaum auszuhalten. Zum Glück fangen sich ANCILLOTTI dann ein wenig und servieren mit 'Immortal Idol' und 'Fire' zumindest verdauliche Kost. Das Hauptproblem liegt hier eindeutig bei den Vocals. Hier hört man weder Power noch Leidenschaft heraus. Bei 'Firestarter' erwartet man sogar fast, dass die Band gleich einschläft. Daniele 'Bud' Ancillotti könnte genauso gut die Textzeile "Mir ist ja sooooo langweilig, doch da muss ich durch!" auf Repeat wiederholen. Also entweder ist die Band schlechter geworden, oder ich um einiges kritischer. Zwar finden sich immer wieder recht nette Ansätze auf "Strike Back" (z.B. die rauere Passagen bei 'The Beast Is Rising' oder das gute Eröffnungsriff bei 'When Night Calls'), doch man muss sich wirklich mal fragen, wer das hier wirklich braucht!? Klar, stilistisch könnte ein 'Night Calls' auch in ähnlicher Form auf einer alten SINNER-Platte (vielleicht 'No More Alibis' ?)stehen, aber besagte Scheibe konnte mich durchaus an mehreren Stellen irgendwo abholen und ich lege sie noch heute immer wieder mal gerne auf. Aber das wird bei "Strike Back" wohl nicht passieren. Selbst wenn ANCILLOTTI bei 'Burn, Witch, Burn' mal ordentlich ins Mett hauen wollen und tatsächlich mal Gas geben, verhindern die öden Gesangslinien, die zudem meilenweit in den Hintergrund gemischt wurden, dass man es wirklich genießen kann. Hier wären ältere LORDI definitiv die bessere Wahl. 'Lonely Road' kann man wenigsten zugute halten, dass bei dieser Powerballade (oder das, was ANCILLOTTI für Power halten) mitunter auch etwas vermehrt Achtziger-Flair versprüht wird, doch wir haben etliche ähnliche Stücke aus dieser Zeit gehört, die sich dann aus einem bestimmten Grund zu Klassikern entwickelt haben: Sie versprühten eine unglaubliche Magie und waren so pfiffig komponiert, dass sie auf ewig im Gedächtnis verweilen werden. Hier ist die Erinnerung schon wieder verblasst, als 'Life Is For Livin'' die ersten Akkorde anschlägt. Ihr könnt es sicher selbst erraten ... Auch die letzten beiden Stücke 'Never Too Late' und 'The Hunter' (immerhin schön heavy) reißen das Ruder ebenfalls nicht mehr herum und mehr als zwei Durchläufe kann und will ich dieser leeren Patronenhülse von einem Album nicht zugestehen. Irgendwann muss es auch mal gut sein. Während meines freiwilligen sozialen Jahres gab mir eine OP-Schwester mal einen Satz mit auf den Weg, der sich selten so richtig angehört hat wie jetzt: "Du kannst Dreck nicht sterilisieren!"