Airstream
Kingdom Of Isolation (2015)
AOR/Hard Rock
Note: 5.0

Spielzeit: 46:48

Tracklist:

01. The Power Of Music
02. You Had The World In Your Hands
03. Hold On To What We've Got
04. Oh Mother Oh Father
05. We Don't Look Back
06. Addicted
07. Kingdom Of Isolation
08. Lost In Fears
09. House Of Pain


Das Debüt von AIRSTREAM ist mal wieder eines jener Alben, bei denen ich mich sehr schwertue, dazu ein halbwegs vernünftiges Review runterzuhacken. Fangen wir mal mit dem Namedropping an, damit ihr eine kleine Vorstellung davon bekommt, mit wem ihr es hier überhaupt zu tun habt.

AIRSTREAM bestehen aus Staffan Karlsson (Vocals, Gitarre, Keyboards), Micke Höglund (Bass), Mathias Brask (Gitarre) und Tommy Moon (Drums). Diese kleine Runde hat sich gedacht, dass man AOR-lastigen Hard Rock fabrizieren könnte, dieser jedoch auf Biegen und Brechen um elektronische Spielereien angereichert werden müsse. Dementsprechend ballern die Jungs jede noch so kleine Soundlücke zu, damit man als Hörer auch bloß nicht auf die Idee kommt, mal durchzuatmen. Anhand der Titel hat man erst mal das Gefühl, als wäre man bei ABBA gelandet. Liegt ja nahe, fängt ja auch mit A an (wie übrigens auch Abstellgleis, Anm. d. Verf.). 'The Power Of The Music' ist dabei jedoch nicht der schlechteste Auftakt. Man hat es förmlich vor Augen, in welche Richtung sich die Band bewegen möchte. Es scheitert ein wenig an der Umsetzung selbst, dass das Experiment nicht so ganz zufriedenstellend ausgefallen bzw. geglückt ist. Mit 'You Had The World In Your Hands' steigen sind wir dann erst mal so richtig im Sound von AIRSTREAM angekommen. Sänger Staffan hat ohne Frage eine tolle Stimme, mit tollem Volumen und Tonumfang und all dem Firlefanz. Problem ist nur, dass die Band ganz oft gegen den Sänger oder der Sänger gegen die Band arbeitet, ganz wie ihr es euch auslegen möchtet. Man kann sich auch nur schwer auf eine Marschrichtung einigen. Kommt der Track noch mit akzeptablen QUEEN-Anleihen an, so stellt 'Oh Mother Oh Father' uns schon vor eine echte Geduldsprobe. Erst will man super zärtlich sein, dann die böse Seite präsentieren, die Chöre arbeiten wie schon befürchtet dagegen und als ob das nicht schon schlimm genug wäre, haut man zwischendurch ein paar Full Stops dazwischen. Der sogenannte dramaturgische Bruch, in rockbezogenen Gefilden auch oft schlicht mit Break betitelt, kann einem Stück zwar noch den letzten Schliff geben, im Falle von AIRSTREAM ruiniert es aber alles. Bei so einer Soundwand kann man nicht einfach den berühmten Radiergummi (in vielen Soundbearbeitungsprogrammen auch als "Stille einfügen" bezeichnet) ansetzen. Wenn man schon mit einem derartigen Klangkonstrukt zu Werke gehen möchte, dann kann sollte zumindest mit Fades gearbeitet werden. Sonst gibt es wie beim Flipper den TILT! Die nervigen Stimmen vor allem am Ende machen diesen Track dann endgültig zu musikalischem Müll.

Welch Überraschung, dass die Jungs dann 'Hold On To What We've Got' eine mehr als passable Nummer am Start haben, die mir sogar sehr gut gefällt. Wie es klingt, wenn der Frontmann dann beim Singen einpennt, zeigt dann der Titelsong, bei dem man sich beinahe gewünscht hätte, er hätte weitergepennt, als wieder so fiese und vor allem unangebrachte Halbtonschritte darzubieten. Nur schade, dass 'House Of Pain' dann wieder so belanglos vor sich hin rockt, dass man abermals nur mit den Schultern zucken kann. Mal ehrlich, die Band ist super, der Sänger phantastisch, aber zusammen harmonieren die so nur in vereinzelten Momenten. Dabei sind immer wieder epische Momente vorhanden, die ein theatralisches Gourmethäppchen garantieren sollten. So stelle ich mir jedoch immer wieder einen betrunkenen Michael Anthony im Ballettleibchen vor, der sich fast auf der Bühne langlegt, weil er auf sein Super Hero-Cape getapst ist. Wie dem auch sei, AIRSTREAM haben mir wenigstens dadurch den Tag versüßt, dass sie diesen Fauxpas vor meinem geistigen Auge abgespielt haben. Von einem Kauf rate ich aber ganz klar ab.


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